Kolonie Roßtrappe e. V. 
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100 Jahre Kleingartenkolonie Roßtrappe e.V.

Roßtrappe - welche Rolle mögen wohl Pferde bei der Namensgebung des Vereins gespielt haben? Vielleicht war es die mit Pferdefuhrwerken befahrene Querverbindung von der damaligen Spandauer Chaussee zur Spree, die über unser Gelände führte oder die Pferdehindernisbahn, die sich von 1884 bis 1894 auf dem Ruhwaldgelände befand oder die Pferdeeisenbahn, die vor 100 Jahren am Klubhaus der Westend-Gesellschaft direkt gegenüber unserer Kolonie endete und später bis zum Ausflugslokal Spandauer Bock verlängert wurde. Wahrscheinlich war jedoch ein anderes Etablissement Namensgeber unserer Kolonie: das „Wirtshaus zur Roßtrappe“ in der Akazienallee 27, dort wo heute die Bäckerei Herzberg ist.

Auch die Festlegung auf das Jahr 1921 als Gründungsjahr der Kleingartenkolonie Roßtrappe e.V. ist nicht ganz unumstritten. Sie bezieht sich lediglich auf den Pachtvertrag von Frau Emma Döblin aus dem Jahre 1928 mit dem Stempel “Planzerverein Roßtrappe, Gegr.1921“. Verpächter war „Der Vaterländische Frauen-Verein, Zweigverein Charlottenburg E. V., Abteilung VI: Arbeitergärten vom Roten Kreuz“. Der „Vaterländische Frauen-Verein“ war während des Preußisch-Österreichischen Kriegs von 1866 zur Pflege und Hilfe für Verwundete gegründet worden. Zusammen mit einem anderen Wohltätigkeitsverein, dem „Volksheilstättenverein vom Roten Kreuz“ entstanden 1901 die ersten Arbeitergärten in Charlottenburg. Zielsetzung des Vereins war im Wesentlichen  die „Hebung der Volksgesundheit“.

Mehr Gewissheit haben wir, wenn wir etwas weiter in die Vergangenheit zurückgehen. Vor etwa 12.000 Jahren endete die letzte Eiszeit. Sie ließ das Berliner Urstromtal zurück. Die Ruhwaldkolonien liegen aber nicht im Tal, sondern auf der Teltower Endmoräne, einer Anhöhe mit Ablagerungen aus Kies, Sand und Ton.

Schon 1908 gab es Pläne, auf dem Gelände zwischen Spandauer Damm und Ruhwaldweg Wohnungen zu bauen, worauf ein Bebauungsplan auf dem Bahnsteig der U-Bahn Station Deutsche Oper hinweist. In den 70er Jahren wurde es dann richtig ernst. Der Bezirksverband der Kleingärtner Charlottenburg hatte vom Bezirksamt schon die Kündigungen bekommen. Wissenschaftliche Gutachten und Demonstrationen der Kleingärtner und der Anwohner konnten schließlich bewirken, dass das „Ruhwaldprojekt“ fallen gelassen wurde. Die nächste Bedrohung war die Ausweisung des Geländes der Nachbarkolonie Birkenwäldchen als Standort für ein Schwimmbad. Doch auch dies konnte verhindert werden. 2014 wurde der Bebauungsplan für das Ruhwaldgelände schließlich aufgehoben. Gleichwohl braucht die Bürgerinitiative weiterhin die Unterstützung der Kleingärtner und Anwohner, um den Begehrlichkeiten der Investoren entgegenzutreten.

Warum nun sind einige Lauben nun größer als andere? Während des 2. Weltkriegs waren auch Wohnungen von Kleingärtnern durch Bomben zerstört worden. Diese erhielten damals eine staatliche Genehmigung, ihre Lauben zu einem festen Wohnsitz auszubauen. Insgesamt waren es über zwanzig Kleingärtner in unserer Kolonie, die damals Wohnrecht besaßen. Heute hat nur noch eine Kleingärtnerin Wohnrecht und die übrigen übergroßen Lauben müssen bei Pächterwechsel zurückgebaut werden.

Schon in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Bewässerung der Ruhwald Kleingärten durch den Anschluss an das Rohrnetz der städtischen Wasserwerke sichergestellt. Kurz nach Ende des 2. Weltkriegs erfolgte der Anschluss an das städtische Stromnetz, was von nun an den Verzicht auf Kerzen und Petroleumlampen ermöglichte. Nun fehlte nur noch der Anschluss der Gartenlauben an die Kanalisation, ein aufgrund des hügeligen Geländes schwieriges Unterfangen. Mit der Verlegung von 27 km Abwasserrohren und dem Bau von 7 Pumpstationen wurde am 19. Mai 1996 begonnen und Ende 1998 war es dann endlich geschafft.

Das Vereinsleben in unserer Kolonie wurde immer im großen Stil gepflegt. Der Festausschuss organisiert hier nicht nur ein gemeinsames Grillen zum Anfang und zum Ende der Gartensaison, das Ostereier-Suchen für Kinder oder das Sommerfest, sondern auch ein Erntefest, auf dem Blumen, Ost und Gemüse an die Besucher verschenkt werden.

Zusammen mit den anderen Ruhwaldkolonien ist die Kolonie Roßtrappe für die Bewohner der Umgebung ein bequem zu erreichendes Naherholungsgebiet mit Ruhebänken, einem Spielplatz und den beschilderten Wanderwegen.